Der „Sortengarten Burgenland“ befindet sich im Ortsteil Kalch der Gemeinde Neuhaus am Klausenbach und liegt damit im südlichsten Zipfel des Burgenlandes, im Dreiländereck zwischen Burgenland, Steiermark und Slowenien.
Die ARCHE NOAH Obstsammlung besteht seit 2012 und umfasst aktuell 13 Obsterhaltungswiesen in Niederösterreich, der Steiermark und Wien mit über 1000 Bäumen und mehr als 600 verschiedenen Sorten sowie eine Obst-Datenbank mit mehr als 900 Sorten auf 3500 kartierten Bäumen. Darunter schmackhaft klingende Namen wie der Himbeerapfel von Holovous, die Köstliche aus Charneau (eine Birnensorte), die Ananasmarille sowie bemerkenswerte und noch unbestimmte Regionalsorten.
Für die Vogelwelt sind Misteln am Baum ein reich gedeckter Tisch, besonders die Misteldrossel oder durchziehende Seidenschwänze stärken sich in den Wintermonaten an den weißen Beeren. Die Mistel ist als Heilpflanze sehr bedeutsam, wobei die manchmal behauptete Giftigkeit der grünen Pflanzenteile heute weitgehend bestritten wird. Als Kaltauszug über Nacht angesetzt und in der Früh auf Trinktemperatur gebracht kann Misteltee helfen, Blutdruckprobleme in den Griff zu bekommen. In der Alternativ- und Komplementärmedizin wird die sogenannte Misteltherapie als Krebsbehandlungsmethode angewandt.
Als Dekoration sind Mistelzweige vor allem um die Weihnachtszeit sehr beliebt, ob die Beliebtheit tatsächlich auf keltisches Brauchtum zurückgeht, sei dahingestellt.
Tatsache ist, dass das Mistelvorkommen zunehmend ist und die ausgiebige Verwendung der Misteln für gesundheitliche oder dekorative Verwendungen kaum den Platz unserer einheimischen Laubholz-Mistel auf der Liste gefährdeter Pflanzen rechtfertigt.
Äpfel enthalten viele gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe, darunter auch Polyphenole. Sie sind an der Geschmacks- und Farbbildung der Früchte beteiligt, sie wirken antioxidativ und schützen daher vor Zellschädigungen durch freie Radikale, also vorbeugend vor Arteriosklerose und Krebs. Außerdem spielen sie bei Apfelallergikern eine Rolle, was die Verträglichkeit von Äpfeln betrifft.
Die Gehalte variieren sortenabhängig. „Alte Sorten“, die vorwiegend im Streuobstbau zu finden sind, haben oft einen sauren und herben Geschmack, der mit höheren Gehalten an Polyphenolen einhergeht als moderne Züchtungen, die vorherrschend süß schmecken. Beim Anschneiden der Früchte oxidieren Polyphenole, das Fruchtfleisch wird braun, ein weiterer Makel, der bei neuen Sorten weggezüchtet wurde.
In Apfelsäften, die bekanntlich aus Streuobstbau stammten, fanden wir etwa doppelt so hohe Polyphenolgehalte (1004 mg/l) als in jenen aus dem Tafelanbau (469 mg/l) und aus dem Handel (517 mg/l).
In sortenreinen Säften von älteren Sorten (‘Damasonsrenette’, ‘Greillensteiner Marillenapfel’ und ‘Bohnapfel’), die insbesondere im Streuobstbau vorkommen, waren mit 1300 mg/l deutlich höhere Werte zu finden als bei Neueren aus dem modernen Tafelobstanbau (z.B. ‘Idared‘ mit 450 mg/l). Einige neuere Züchtungen (‘Opal’, ‘Pinova’ und ‘Topaz‘) erzielten dagegen ähnliche Werte (700-900 mg/l) wie ältere Sorten (Berner Rosenapfel, Adersleber Kalvill) mit vergleichsweise geringeren Gehalten.
Bei Apfelspalten von regionalen Verarbeitern konnten höhere Werte (750 mg/100g) an Polyphenolen gefunden werden als in einem Vergleichsprodukt aus dem Handel (187 mg/100g). Die Produkte aus Streuobst wiesen im Vergleich zum Tafelobst etwas höhere Gesamtpolyphenolgehalte auf, wobei der Unterschied zwischen den sortenreinen Apfelringen von ‘Ontario’ (759 mg/100g) und ‘Topaz’ (293 mg/100g) deutlicher ausfiel als bei den Mischprodukten aus Streuobst (747 mg/100g) im Vergleich zu Tafelobst (688 mg/100g).
Streuobstwiesen mit ihren polyphenolreichen Sorten sind also eine wertvolle Grundlage für qualitativ hochwertige, gesundheitsfördernde und gut verträgliche Produkte.
Daniela Noll, Andreas Spornberger, Federica De Berardinis, BOKU Wien, Institut für Wein- und Obstbau, E-Mail: daniela.noll@boku.ac.at
Streuobstbestände sind vielfältige und unersetzliche Lebensräume in unserer Kulturlandschaft. In den Streuobstgärten wird die traditionelle Obstsortenvielfalt erhalten und sie liefern wertvolles Tafel- und Verarbeitungsobst. Mit der „Streuobstsorte des Jahres“ wird eine Sorte stellvertretend für alle gefährdeten Obstarten ins Rampenlicht gerückt. Hartwiß Gelbe Zwetschke ist die Botschafterin der Vielfalt 2022.
Der Blick in die alten Sortenbücher, also in die Pomologien des 18. und 19. Jhdt., zeigt eine fast unvorstellbare Vielfalt an Zwetschken und Pflaumensorten, mit einer Fülle an Formen und Farben. Heute sind hingegen meist nur mehr einige wenige, vorwiegend blau-violette Sorten verbreitet.
In diesem und den nächsten ARGE Streuobst Newslettern möchten wir Obstsortenerhaltungsgärten in Österreich vorstellen. Den Beginn machen wir mit dem „Obstsortengarten Ohlsdorf (OSOGO)“ von Gabi und Klaus Strasser.
Auf einer Fläche von ca. 12.000 m² umfasst der frei zugängliche Obst-, Lehr-, Schau- und Erhaltungsgarten eine Sammlung von aktuell rund 3.000 verschiedenen Obstsorten! Damit ist der OSOGO der sortenreichste Schaugarten in Europa. Der Großteil sind Apfelsorten (2.000), im Garten sind aber auch viele Birnen-, Kirschen-, Zwetschken- und Marillensorten sowie Wildobstgehölze, Beerenobst und in Österreich weniger verbreitete Obstsorten wie Kiwi, Kaki oder Maulbeere ausgepflanzt. Vor ein paar Jahren erweiterten die Strassers ihren Sortengarten um eine nationale Walnuss-Sortensammlung mit Reiserschnittgarten (150 Sorten). Sämtliche Sorten sind per QR-Code am Baum und in einer Datenbank erfasst.
(Text u. Fotos: Wolfgang Weingerl, Fachverein Steirische Obstbaumwarte)
Für die Pflanzung von Obstbäumen im Herbst spricht die Tatsache, dass der Wurzelbereich des Baumes bis zur Bodentemperatur um den Gefrierpunkt weiterhin aktiv ist, dabei viel feines Haarwurzelwerk entwickelt und dadurch mit seiner frühzeitigen Einbindung in den Boden einen Wachstumsvorsprung für das kommende Frühjahr erhält. Voraussetzung dafür ist aber, dass der Triebabschluss der Zweige vollständig erfolgt ist und das Laub abgefallen ist. Das schließt die Edelkastanie und die Maulbeere mit ihrem späten Laubfall für die Herbstpflanzung aus, aber sogar der Pfirsichbaum kann entgegen der früher geübten Ansicht des besseren Pflanztermins im Frühjahr durchaus Ende Oktober gepflanzt werden.
Ein paar Dinge gibt es dennoch zu bedenken:
Wasserversorgung
Gilt der Winter als Zeit mit ausreichender Bodenfeuchte, stimmt das mitunter auch nicht mehr. In Zeiten von Wintertrockenheit muss für ausreichendes Einwurzeln des frisch gesetzten Baums sowohl im Winter als auch im Frühjahr ausreichend gegossen werden, da sich die Wurzeln nicht in den Mutterboden einwachsen können.
Vorbehandlung von Containerware
In etwa 95% der Bäume werden als Containerware geliefert, die bei näherer Betrachtung auch Maßnahmen erfordern: Wenn die feinen Wurzeln bereits an der Außenseite des Ballens sichtbar sind oder sogar beginnen, „im Kreis“ zu wachsen, ist ein konsequentes Aufreißen des Ballens notwendig, um die Pflanze zum Wurzelwachstum anzuregen und damit das Einwurzeln zu fördern. Im Prinzip handelt es sich bei dieser gewalttätig anmutenden Maßnahme um einen Wurzelschnitt, wie er auch bei wurzelnacktem Pflanzmaterial durchgeführt wird.
Wichtig ist es bei Containerpflanzen auch, den Ballen nicht zu hoch zu setzen, da dadurch die Verbindung zwischen Containersubstrat und Mutterboden verzögert wird. In dem Fall würde der Wurzelkörper in seiner Anfangsphase seine Nährstoffe nur aus dem Ballen holen und sich zudem schneller erwärmen. Daraus folgend würde der Ballen während des Winters leicht austrocknen, durch den Winterfrost leichter Schaden nehmen und im Frühjahr leichter einer Fäulnis im Wurzelbereich zum Opfer fallen.
Wühlmausschutz
Ohne Wühlmausgitter fällt in vielen Lagen der frisch gesetzte Baum noch im gleichen Winter der Wühlmaus zum Opfer, die auch einen 10 Jahre alten Baum im Wurzelbereich entrinden und zum Absterben bringen kann. Ob vorgerichtete Gitterflecke oder aus Rollen von Hasenstallgitter, wichtig ist auch der mausdichte Verschluss an der Oberseite des Ballens. Zusätzlich ist die rechtzeitige Bekämpfung mit Fallen vor den ersten Vermehrungswellen im kommenden Frühjahr für das erfolgreiche Anlegen von Obstkulturen gut, einige Ortsvereine bieten dazu Wühlmausfangkurse und den gemeinsamen Erwerb von Fallen an.
Erziehung
Mit der Pflanzung fängt die Partnerschaft mit dem Obstbaum erst richtig an. Um dem Baum eine Kronenform zu geben, die ihm ein langes ertragreiches Leben ermöglicht, ist der Schnitt und die Formierung der jugendlichen Krone unbedingt notwendig. Gerade bei den immer wieder organisierten Baumausgabeaktionen zur Förderung der Streuobstbestände ist diese weitere Maßnahme unerlässlich. Dazu gibt es im zeitigen Frühjahr zahlreiche Schnittkurse, in denen diese Tätigkeiten einfach zu erlernen sind. Dort gibt es auch viele weitere Tipps, damit der Baum kräftig anwächst und reiche Frucht bringt!
Ein Streifzug durch die oberösterreichische Obstbaumvielfalt
Die neue Pomologie von Siegfried Bernkopf ist gerade erschienen.
Siegfried Bernkopf beschreibt darin die wichtigsten 300 Obstsorten der oberösterreichischen Obstbaumvielfalt.
Von einer Übersicht zur Bestimmung von Fruchtmerkmalen bis zu umfangreichen Fruchtportraits mit aussagekräftigen Fotos aus verschiedenen Perspektiven bietet das Buch alles was ein PomologInnenherz höher schlagen lässt. Ein großes Plus sind die Informationen zu Wuchsstärke, Kronenform, Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen, Frosttoleranz sowie Ernte- und Genussreife.
Das Buch “300 Obstsorten” ist daher nicht nur für PomologInnen interessant sondern bietet auch die Möglichkeit sich ausführlich mit heimischen Obstsorten zu beschäftigen bevor es ans Pflanzen geht.
Das Buch ist direkt über den Verlag Trauner bestellbar: Buchbestellung