Die Genetische Charakterisierung unserer Obstsammlungen
Wie viele verschiedene Obstsorten es in Österreich gibt, kann man derzeit nicht sagen. Mit dem Projekt “Obst-Inventur Österreich” ändert sich das nun endlich. Die österreichischen Obstsammlungen werden miteinander vernetzt und die dort erhaltenen rund 5.200 Obstsorten über den genetischen Fingerprint eindeutig charakterisiert.
Der Streuobstgarten ist ein wichtiger Teil der traditionellen Kulturlandschaft, welche mehr und mehr zu verschwinden droht. Nicht nur eine unüberschaubare Anzahl an verschiedenen Obstsorten hat sich über die Jahrhunderte angesammelt, es ist auch ein Ort der Biodiversität, bedingt durch das Aufeinandertreffen von extensiven Grünland und einer Waldsteppenähnlichen Baumstruktur mit unterschiedlichen Kleinst-Klimaten im Unterwuchs. Die Streuobstgärten bekleiden seit jeher die Hänge im Steirischen Vulkanland und hatten ihre Hochblüte in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg, als zuerst noch Hungersnot herrschte und später die Preise für Obst noch hoch genug waren, um ein gutes Einkommen in der bäuerlichen Landwirtschaft zu erwirtschaften. Primär ging es jedoch um die Eigenversorgung mit Obst, um gut über den Winter zu kommen. Andere Zuckerquellen gab es hierzulande nicht viele zu dieser Zeit.
Der „Sortengarten Burgenland“ befindet sich im Ortsteil Kalch der Gemeinde Neuhaus am Klausenbach und liegt damit im südlichsten Zipfel des Burgenlandes, im Dreiländereck zwischen Burgenland, Steiermark und Slowenien.
Streuobst ist in aller Munde. Es gibt engagierte Streuobstinitiativen, Aus- und Weiterbildungsangebote, hochprofessionelle Produzenten, spezialisierte Baumschulen, umfangreiche Literatur, Videos u.v.m. Im Internet finden sich in wenigen Klicks unzählige Streuobst-Projekte. Dabei kann man schnell den Überblick verlieren. Ein neuer Streuobst-Leitfaden aus Bayern trägt dazu bei, das Wissen rund Streuobst und die Erfahrungen vieler Aktiver beim der Umsetzung von Streuobstprojekten zu bündeln.Ganz „klassisch“ werden auf fast 300 Seiten Basiswissen und Hintergrundinformationen, beispielhafte Ideen und Streuobst-Aktionen, Vermarktungsinitiativen, aber auch kulinarische und kreative Tipps zusammengetragen. Was kann die Gesellschaft aber auch jeder einzelne tun, um Streuobstbestände zu erhalten? Dieser neue Leitfaden bringt gute Antworten auf diese Fragen. So manche Idee lässt sich kurzfristig schon heuer zum „Tag der Streuobstwiese“ umsetzen!
Die ARCHE NOAH Obstsammlung besteht seit 2012 und umfasst aktuell 13 Obsterhaltungswiesen in Niederösterreich, der Steiermark und Wien mit über 1000 Bäumen und mehr als 600 verschiedenen Sorten sowie eine Obst-Datenbank mit mehr als 900 Sorten auf 3500 kartierten Bäumen. Darunter schmackhaft klingende Namen wie der Himbeerapfel von Holovous, die Köstliche aus Charneau (eine Birnensorte), die Ananasmarille sowie bemerkenswerte und noch unbestimmte Regionalsorten.
Hier geht es um Pomologisches und verdiente Pomologen
Josef Löschnig
Obstbaupionier und Pomologe 1872-1949
Vorwort
Im Herbst 1987 war ich zu Besuch bei Löschnigs hochbetagter Tochter Caroline und seiner Enkelin Monika in Wien, um möglichst viel über diesen verdienstvollen Mann zu erfahren und biografisch brauchbare Materialien (Fotos etc.) einzusehen bzw. zu fotografieren. Aus Rücksichtnahme auf das hohe Alter der Frau verließ ich die Beiden bald wieder, um später noch einmal hinzukommen. Daraus wurde nichts mehr, teils weil die alte Dame bald darauf starb, teils weil ich mittlerweile aus Zeit-und anderen Gründen das Projekt, eine umfassende Geschichte der österreichischen Pomologie zu verfassen, ad acta gelegt hatte.
Den heuer stattfindenden 150. Geburtstag Löschnigs möchte ich nicht vorübergehen lassen, ohne Löschnigs Leben und seine Leistungen für den heimischen Obstbau im allgemeinen und für die Pomologie im speziellen in kurzen Worten zu würdigen.
Wo einst die Wiege stand
Josef Löschnig kam am 18.3. 1872 als Erstgeborener in Altendorf 17, Pfarrgemeinde St. Johann am Draufelde (šentjanž na Dravskem polju, heute Starše) zur Welt (Taufbucheintrag Joseph Leschnik). Diese Gemeinde gehörte bis 1918 zur Untersteiermark in Österreich, heute zu Slowenien. Sein Vater Franz Löschnig war Gutsverwalter der Graf Herberstein’schen Besitzungen in St. Johann am Draufelde. Seine Mutter Anna führte den Bauernhof der Familie. Zum elterlichen Besitz gehörte auch ein großer Obstgarten und man legte schon damals Wert auf Sortenkenntnisse. Es ist überliefert, dass die Kinder als Abschluss der Mahlzeiten nur dann das Obst essen durften, wenn sie die richtigen Sortennamen nennen konnten. Josef Löschnigs Schicksal schien nicht darin zu liegen, einmal den elterlichen Hof zu übernehmen. Schon als 11-jähriger half er seinem Vater bei den Kanzleiarbeiten. Er war für “Höheres” bestimmt.
Schul- und Wanderjahre
Mit 13 Jahren kam er nach Marburg (heute Maribor) und besuchte dort die Realschule. Darauf folgte die in der ganzen Monarchie wohl-bekannte steirische Landes-Ackerbauschule Grottenhof bei Graz. Seine landwirtschaftliche Praxis absolvierte er auf dem Graf Meran’schen Weingut Johannisberg bei Marburg, wo er von 1890-1892 arbeitete.
Nach freiwillig geleistetem Militärdienst beim 8. Husarenregiment wurde er 1894 vom Landesausschuss der Steiermark als Fach- und Wanderlehrer der Wein- und Obstbauschule Marburg zugeteilt. In dieser Tätigkeit konnte er die in ihm schlummernden Talente mehr und mehr zur Entfaltung bringen. Seinen Initiativen verdankte die Landwirtschaft in der Untersteiermark die massive Vermehrung der Obst- und Weingärten.
Gründung einer Familie und Übersiedlung nach Niederösterreich
Am 22.8.1897 heiratete er in seiner Heimatpfarre die ihm schon aus der Volksschulzeit bekannte Stephanie Hren. Sie war die Tochter von Anton Hren, Oberlehrer seines Heimatdorfes und dessen Ehefrau Karoline geb. Schwarz. Am 21.1.1898 kam in Marburg Tochter Caroline auf die Welt. Noch im selben Jahr folgte er der Berufung zum Fachlehrer an die Landes-Wein- und Obstbauschule in Krems an der Donau.
Die junge Familie übersiedelte nach Niederösterreich und ließ sich in Stein an der Donau, einem Nachbardorf von Krems, nieder. Eine wichtige tragende Säule seiner Existenz war seine Frau Caroline. Sie war es, die den immer rastlosen Ehegatten in seiner schier unerschöpflichen Schaffenskraft unterstützte. Am 20.10. 1903 kam in Stein an der Donau Tochter Claudia Maria Justina Margaretha auf die Welt.
Berufliche Profilierung
Im Jahre 1905 wurde Löschnig Landes-Obstbauinspektor für Niederösterreich mit Sitz in Korneuburg. Von Korneuburg aus leitete er eine neue Epoche im niederösterreichischen Obstbau ein. Es nahm
nicht nur das Obstbaumschulwesen einen großen Aufschwung sondern es wurden viele Muster- Obstanlagen und auch Muster-Mostereien errichtet. Diese dienten nicht zuletzt in besonderer Weise Schulungszwecken. Fast überall im Lande wurden Kurse zur Hebung der Obstproduktion und Obstverarbeitung (Most, Saft- und Schnapsproduktion) abgehalten.
Es dauerte nicht lange und Löschnig wurde als Obstbau-Oberinspektor in den niederösterreichischen Landeskulturrat (Vorgänger der Landwirtschaftskammer) mit Sitz in Wien berufen, wo er einen größeren Mitarbeiterstab zur Verfügung hatte und dadurch seine obstbaulichen Vorhaben beschleunigen und intensivieren konnte. Als 1922 die Landwirtschaftskammer für Niederösterreich den Landeskulturrat als Vertretung der landwirtschaftlichen Interessen ablöste erhielt Löschnig als Wein-, Obst- und Gartenbau-Direktor ein eigenes Referat. 1923 wurde er zum Regierungsrat und 1925 zum Hofrat ernannt. Er übte diese Funktion bis zu seiner Pensionierung Ende 1938 aus.
Gründung der Österreichischen Obstbau- und Pomologen-Gesellschaft
Löschnig erlebte im Jahre 1908 mit großem Bedauern das Ende des seit 1880 bestehenden Österreichischen Pomologenvereins. Der Ruf nach einer Nachfolgeorganisation, die zwar weiterhin ein Sammelbecken für die österreichischen Pomologen sein, aber in vermehrtem Maße auch den Interessen des Erwerbsobstbaues dienen sollte, wurde stärker. Am 10.3. 1911 fand in Wien die konstituierende Versammlung der Österreichischen Obstbau- und Pomologen-Gesellschaft statt. Zum Vorsitzenden wurde Dr. Wilhelm Lauche (Neffe des gleichnamigen Pomologen), Direktor der Höheren Obst- und Gartenbauschule Eisgrub (heute Lednice in Tschechien), gewählt. Geschäftsleiter wurde Josef Löschnig. Zur Lösung der Aufgaben der Gesellschaft wurden 12 Sektionen festgelegt. Aufgaben der 4. Sektion “Spezielle Pomologie” waren u.a.: Sammlung der Normalsortimente der einzelnen Teile der Monarchie, Registrierung der zur Anpflanzung empfohlenen Obstsorten, Studien über die wertvollsten Handelssorten, Feststellung der in einzelnen Gebieten verbreiteten Mostobst- und Lokalsorten bzw. Ermittlung ihrer Ansprüche und Brauchbarkeit. Josef Löschnig war stellvertretender Obmann dieser Sektion
Mostbirnen-Schau 1912 in Linz
Vom 23. – 25. September 1912 fand in Linz eine große Mostbirnen-Schau statt. Organisiert von der Österreichischen Obstbau- und Pomologen-Gesellschaft und dem Landeskulturrat Oberösterreich wurden an diesen Tagen 1520 Sortenmuster aus Oberösterreich, Niederösterreich, Steiermark, Vorarlberg, Tirol, Krain (Untersteiermark, heute Slowenien), Küstenland (heute Kroatien), Württemberg, Bayern und Schweiz ausgestellt und von einem Pomologenteam geprüft. 108 Sorten davon wurden von Pomologen beschrieben und diese Beschreibungen wurden 1913 im Buch “Die Mostbirnen”, bearbeitet von Josef Löschnig und herausgegeben von der Österr. Obstbau- und Pomologen-Gesellschaft, veröffentlicht.
Erster Weltkrieg
Löschnig war ab 1914 auf verschiedenen Kriegschauplätzen (Galizien, Italien etc.) im Einsatz. Er war Verbindungsoffizier im Grazer Landwehr-Infanterieregiment Nr.3. Für seine Kriegsleistungen wurde er mehrfach ausgezeichnet (Eiserner Kronenorden III. Klasse, Militärverdienstkreuz III. Klasse etc.). Im Jahre 1917 erschien sein Kriegsbuch “Wir greifen an”, in dem er die Tiroler Offensive seines Regiments schilderte.
Im Juli 1917 wurde er von der Front abberufen, weil man in der Heimat dringend tüchtige Leute für die Versorgung des Heeres und der Not leidenden Zivilbevölkerung brauchte. In Münchendorf wurde eine Obstverwertungsfabrik errichtet, deren Leitung er übernahm und wo er fast Tag und Nacht arbeitete.
Tätigkeiten und Ereignisse nach dem Kriege
Im Jahre 1919 bis zur Errichtung einer eigenen Lehrkanzel für Obstbau unterrichtete er als Honorardozent an der Hochschule für Bodenkultur Wien. Ab 1922 war er zwar hauptberuflich in der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer tätig, übte aber viele hohe Funktionen in Verbänden, Gesellschaften und Vereinen in den Bereichen Obstbau, Weinbau, Gartenbau und Pflanzenschutz aus.
1926 wurde er zum Präsidenten des Landes-Obstbauvereins für Niederösterreich gewählt. Im März 1927 kam es auf Anregung Löschnigs zur Gründung der “Gemeinschaft österreichischer Obstzüchter” ( Vorgänger-Organisation des späteren Österreichischen Bundesobstbauverbandes). Zweck dieser Gemeinschaft, die sich aus Vertretern der Landesobstbauvereine, der landwirtschaftlichen Hauptkörperschaften (Landeskulturräte, Landes-Landwirtschaftskammern), der Obstbau-Fachorgane des öffentlichen Dienstes und der Hauptorgansisation der Baumschulbesitzer zusammensetzte, war die Beratung gemeinsamer obstbaulicher Angelegenheiten im Rahmen von Tagungen und ein einheitliches Vorgehen in allen obstbaulichen Belangen gegenüber den Bundesbehörden. Löschnig wurde zum Vorsitzenden dieser Gemeinschaft gewählt. Die Verhandlungsberichte der jährlichen Tagungen wurden in der Schrift “Zeitgemäße Obstbaufragen” veröffentlicht. Im Jahre 1930 feierte der Landes-Obstbauverein für Niederösterreich sein 50-jähriges Jubiläum. Auf Anregung von Präsident Löschnig wurde eine umfangreiche Festschrift mit interessanten Artikeln über die Vereinsgeschichte, Geschichte des österreichischen Obstbaues, seltene österreichische Obstsorten etc. veröffentlicht.
Am 18. März 1932 wurde Löschnigs 60. Geburtstag öffentlich gefeiert. In Anerkennung seiner obstbaulichen Leistungen wurden ihm aus diesem Anlass 3 Obstsorten gewidmet: “Hofrat Löschnig” (ein Sommerapfel, gewidmet von Josef Petz in Steyr); “Löschnig-Renette” (oststeirische Lokalsorte, gewidmet vom Landes-Obst- und Weinbauverein Steiermark) und die Zwetschkensorte “Hofrat Löschnig” (ein Sämling der Landesobstanlage Amstetten, gewidmet von Anton Kroneder). Weiters wurde eine ” Löschnig-Stiftung” zur Unterstützung des studierenden fachlichen Nachwuchses ins
Leben gerufen und für besondere Verdienste im Obst- und Weinbau wurde von der niederösterreichischen Landes-Landwirtschaftskammer die “Josef-Löschnig-Medaille” vergeben.
Im Herbst 1933 begab sich Löschnig mit einem Fachkollegen auf eine längere Reise nach Nordamerika, um sich dort mit Obst- und Weinbauexperten zu treffen, viele Betriebe und nebenbei auch ein paar Großstädte (New York, Washington, Weltausstellung Chicago etc.) zu besuchen. Einen umfangreichen Reisebericht veröffentlichte er 1934 in seinem Buch “40 Tage Nordamerika”.
Hofrat Löschnig führte ab 1939 kein ruhiges Pensionistenleben, ganz im Gegenteil. Neben Wahrnehmung verschiedener Funktionen in Vereinen und Gesellschaften, widmete er sein restliches Leben primär der Pomologie und dem Schreiben von vielen obstbaulichen Fachbüchern.
Er besuchte viele Obstausstellungen in ganz Österreich. Als exzellenter Sortenexperte war er überall gefragt. Sein größtes Projekt war die Herausgabe einer außerordentlich umfangreichen österreichischen Pomologie mit etwa 1000 Sorten. Er fokusierte sich primär auf die Lokalsorten, die er in ganz Österreich aufspürte und dann in seiner Villa pomologisch bearbeitete. Er hatte von Jugend an eine besondere Gabe zum Zeichnen und so finden sich heute im Löschnig-Archiv in Klosterneuburg viele Bände mit seinen Obstsortenbeschreibungen und den meisterhaft ausgeführten kolorierten pomologischen Zeichnungen.
Zur Drucklegung dieses pomologischen Mammutwerkes kam es leider nicht mehr. In den Jahren kurz nach 1945 hatte man andere Prioritäten. Seine unvollendete Arbeit über die Marillen (Aprikosen) wurde erst nach seinem Tode ergänzt und veröffentlicht.
Das Ende
Löschnigs enorme Schaffenskraft war bis zu seinem plötzlichen Tode ungebrochen. Er starb am 23. Okt. 1949 kurz vor Mitternacht in seiner Villa unerwartet an einem Herzinfarkt. Er wurde in der Aufbahrungshalle des Friedhofs Gersthof verabschiedet und anschließend in der Familiengruft in Münchendorf bestattet.
Er hinterließ seine Gattin Stephanie, die bis zu ihrem Tod am 6.9.1959 in der Villa lebte; weiters die Töchter Caroline( 1898-1989) und Claudia (1903-1953) sowie die Enkelkinder Aglaja Stephanie (1921- 1999) und Monika Elisabeth (1932-2007). Sein 1923 geborener Enkelsohn Hermann Josef war bereits 1942 verstorben.
Mit Löschnig starb wohl Österreichs bedeutendster Obst- und Weinbauexperte und Pomologe der 1. Hälfte des 20. Jhdts., der im In-und Ausland höchste Anerkennung fand. Er war sowohl ein Mann der Praxis als auch der Wissenschaft.
Was blieb
In unserer schnelllebigen Zeit gehen selbst die Erinnerungen an sehr prominente Vertreter der Wissenschaft in mehr oder wenig kurzer Zeit wieder verloren. Was immer bleibt sind die Publikationen (Bücher, Fachartikel etc.). So lebt auch Löschnig in seinen literarischen Werken weiter. Alle jene, die sich, aus welchen Gründen auch immer, mit der Geschichte des österreichischen Obstbaues, Weinbaues und der Pomologie beschäftigen, werden auch in Zukunft immer wieder auf den Namen Löschnig stoßen.
Seine wichtigsten Werke
“Praktische Anleitung zum rationellen Betriebe des Obstbaues”: 1901 herausgegeben vom Landes-Obstbauverein für Niederösterreich. Diese Schrift erreichte, bis 1946 stark erweitert, insgesamt 7 Auflagen und war jahrzehntelang das Standardwerk für angehende bzw. etablierte Obstbauern und Kleingärtner und festigte Löschnigs Ruf als anerkannten Obstbauexperten im In- und Ausland. Neben dem Textteil enthielt es noch 5 schöne lithographierte Farbtafeln mit Schädlingen und Krankheiten des Obstbaues.
“Der Obstzüchter, Zeitschrift für die Gesamt-Interessen des Obstbaues”
1903 erstmals von Löschnig herausgegeben. Enthielt auch Berichte der österreichischen Landes- Obstbauverbände. 1919 aufgegangen in der “Zeitschrift für Garten- und Obstbau der Österreichischen Gartenbaugesellschaft und 1922 in der der Zeitschrift “Die Landwirtschaft” der niederösterreichischen Landes-Landwirtschaftskammer auf.
“Die Mostbirnen”
Diese 1913 herausgegebene Pomologie stellt für all jene, die sich eingehender mit Mostbirnen beschäftigen, so etwas wie eine österreichische Mostbirnenbibel dar. So wichtig dieses Standardwerk für uns Pomologen auch immer ist, so soll nicht unerwähnt bleiben, dass das in Linz damals tätige Pomologenteam in nicht wenigen Fällen bei der Neu- und Umbenennung von Lokalsorten unglücklich bis unverständlich gehandelt hat, was aus den in meinem Besitz befindlichen Protokollen hervorgeht.
“Empfehlenswerte Obstsorten” – Ein Meisterwerk
Ab 1912 gab der Landes-Obstbauverein für Niederösterreich in Wien in Teil-Lieferungen die Pomologie “Empfehlenswerte Obstsorten” heraus. Dargestellt wurden darin die so genannten Normalsortimente für Niederösterreich, quasi als Empfehlung und Orientierung für die Obstbauern und Baumschulen. Als Autoren sind genannt: Josef Löschnig, Hugo M. Müller (Präsident des Landes- Obstbauvereins für Niederösterreich)) und Heinrich Pfeiffer (Obstbau-Professor an der Höheren Bundeslehranstalt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg).
Abb. 8: Sommer-Parmäne
Diese sehr wertvolle Pomologie enthält die Frucht- und Baumbeschreibungen von 40 Apfelsorten, 52 Birnensorten (inklusive Mostbirnsorten) und 12 Kirschensorten. Die sehr schönen und sortentypischen Farb-Lithografien zeigen Frucht, Blüte und Blatt.
“Österreichs Frühbirnensorten”
Früh reifende Birnensorten kommen in den bäuerlichen Obstgärten und in den Hausgärten meist sehr selten vor. Klarerweise sind sie auch nicht bei den in den Monaten September und Oktober stattfindenden Obstausstellungen präsent und so freut man sich als Pomologe natürlich, wenn sich eine kleine Schrift dieser Sortengruppe widmet. Das 32-seitige Heft enthält die Beschreibungen und schwarz-weißen Abbildungen von 22 Sorten wie z.B. Wiener Kirschbirne, Sparbirne, Römische Schmalzbirne, Zwiebotzenbirne, Salzburger Birne etc.
“Die Marille (Aprikose) und ihre Kultur”
Diese sehr umfangreich Studie über die Marille einschließlich ihrer Sorten konnte Löschnig nicht mehr ganz vollenden.
Nach seinem Tode gelang es Dr. Fritz Passecker, dieses Werk zu bearbeiten und 1954 zu veröffentlichen. Es enthält u.a. die Beschreibungen von an die 100 Sorten und einige Farbtafeln.
Zeugnisse der Anerkennung
Löschnig erhielt im Laufe seines schaffensreichen Lebens viele Auszeichnungen. Er wurde von ca. 20 Vereinen (Obst-, Wein-und Gartenbau, Landwirtschaft) zum Ehrenmitglied ernannt. Verliehene Medaillen und Plaketten: Babo-Medaille (Hauptverband der Weinbautreibenden Österreichs); Hugo M. Müller-Medaille (Landes-Obstbauverein Niederösterreich); Erzherzog-Johann- Medaille (Landes-Obstbauverein Steiermark); Liegel-Plakette (Österr. Obstbau- und Pomologengesellschaft); Protektor-Medaille und Rottenberger-Plakette (Verein der Gärtner und Gartenfreunde Hietzing und Umgebung), Josef-Löschnig-Medaille (Niederösterreichische Landwirtschaftskammer)
Im Jahre 1972 wurde im Wiener Stadtteil Donaustadt (22. Bezirk) eine Straße nach ihm benannt. In St. Pölten gibt es einen Löschnigweg.
Die Löschnig-Renette
Die Löschnig 1932 gewidmeten Obstsorten scheinen bis auf die Löschnig-Renette verschollen zu sein. 1948 wurde ihm zu Ehren die “Schafberg-Marille” in “Löschnig-Marille” umbenannt.
Bei der “Löschnig-Renette” handelt es sich eigentlich um die oststeirische Sorte “Lambrechter”, die 1932 umbenannt wurde. Es ist dies ein eher kleinfruchtiger, schön gestreifter Apfel von durchschnittlichem Geschmack und langer Haltbarkeit. Die Sorte ist heute sehr selten geworden.
Schlussbetrachtung
Löschnig war ein äußerst disziplinierter, zielorientierter, kreativer und fleißiger Mensch; nur so war es möglich, dass aus einem Bauernkind des steirischen Unterlandes eine in Fachkreisen hochgeehrte Persönlichkeit wurde. Ihm gebührt selbst heute noch Respekt und Anerkennung. Ich möchte diese Kurzbiografie mit jenen Worten schließen, die Löschnig gerne bei Begräbnissen von Fachkollegen gesagt hat:
” Was vergangen, kehrt nicht wieder; aber ging es leuchtend nieder, leuchtet’s lange noch zurück”
Literatur (Auszug)
Anonym: Verhandlungen der konstituierenden Versammlung und ersten Tagung der Österr. Obstbau- und Pomologen-Gesellschaft, Wien 1911 Anonym: Festschrift Landes-Obstbauverein für Niederösterreich 1880-1930, Agrarverlag Wien 1930 Löschnig, J.: Praktische Anleitung zum rationellen Betriebe des Obstbaues, 1. Auflage, 150 S., Landes- Obstbauverein für Niederösterreich, Wien 1901; 7. Auflage, 560 S. Verlag Hartleben Wien-Leipzig 1946 Löschnig, J.: Der Obstzüchter, Jg 1, 192 S., Krems 1903
Löschnig, J.: Der Frischverkauf des Obstes, 52 S., Verlag Ulmer, Stuttgart 1907 Löschnig, J.: Die Obstweinbereitung, 160 S., Verlag Hartleben Wien -Leipzig 1911
Löschnig, J., Müller, H.M. und Pfeiffer, H.: Empfehlenswerte Obstsorten, 210 S., Verlag Frick, Wien 1912 ff Löschnig J. et al.: Die Mostbirnen, 227 S., Österr. Obstbau- und Pomologen-Gesellschaft, Verlag Sperl Wien 1913 Löschnig, J.: Wir greifen an! Die Tiroler Offensive des steirischen K.K. Landwehrinfanterieregiments Graz Nr. 3; Verlag Styria, Graz 1917
Löschnig, J.: Das Einkochen des Obstes im Haushalte; 145 S., Hartleben Wien-Leipzig 1920 Löschnig, J.: Österreichs Frühbirnensorten, 32 S., Niederösterr. Landes-Landwirtschaftskammer, Wien 1927 Löschnig, J.: 40 Tage Nordamerika, 208 S., Hauptverband der Weinbautreibenden Österreichs und Gemeinschaft österr. Obstzüchter , Wien 1934 Löschnig, J. und Kroneder, A.: Bestimmungsschlüssel für Äpfelsorten, 176 S., Scholle-Verlag Wien, um 1935 Löschnig, J. u. Passecker, F.: Die Marille (Aprikose) und ihre Kultur, Öst. Agrarverlag, Wien 1954 Löschnig, J.: Die Fruchtbranntweine und ihre Bereitung, 80 S., Scholle-Verlag Wien 1946 Löschnig, J.: Die Bewertung der Obstgehölze, 115 S., Verlag Frick, Wien 1947 Löschnig, J.: Anleitung zur Herstellung und Behandlung der Obstweine (Gärmoste) und Süßmoste, 64 S., Scholle-Verlag Wien 1947 Löschnig, J.: Verbesserung der Obstsorten; 88 S.; Scholle-Verlag Wien 1948 Moisl, F.u. Reisch R.: Löschnig, Festschrift, 30 S., Löschnig-Stiftung, Wien 1932
Abb. 14: Holzschnitt von R. Köhl
Bildnachweise:
Alle Abbildungen basieren auf Fotos des Autors. Die Originalvorlagen stammen von folgenden Quellen:
Abb. 1,2,3,4,5,13,14: Familienbesitz Nachkommen Löschnig Abb. 6,7: Löschnig-Archiv von BA und HBLA für Wein- und Obstbau Klosterneuburg Abb.8: Löschnig et al.: Empfehlenswerte Obstsorten, Tafel 30
Abb.9,10: Löschnig- Passecker: Die Marille (Aprikose) und ihre Kultur
Die Autorin war eines Tages mit dem Besitz einer Streuobstwiese konfrontiert – allerdings ein einfach verständliches Fachbuch über die Funktionsweise eines Obstbaumes war gar nicht so leicht zu finden. Was bleibt dann übrig – natürlich recherchieren, viel lernen und dann für alle anderen selbst ein Buch schreiben.
„Obstbäume verstehen“ versucht die Grundlagen über Obstbäume leicht verständlich, gut recherchiert und mit guten ergänzenden Bildern einfach aber möglichst vollständig darzustellen.
Wie funktioniert denn das mit der Photosynthese, warum werden die Blätter braun, was bedeutet guter Pollen, schlechter Pollen, warum wird aus dem Kern eines Apfels nicht wieder die selbe Sorte, warum fallen im Juni viele Birnen vom Baum?
Diese und noch viele andere Fragen werden anhand von zahlreichen Illustrationen auf jeweils 2 Seiten beantwortet, die Leser:innen werden mit den botanischen Grundlagen von Obstbäumen vertraut gemacht. Die unterschiedlichsten Themenbereiche wie Aufbau der Rinde, Knospen und Blüte, das Liebesleben der Obstbäume bis hin zur Sortenentstehung – sozusagen die Hintergründe des Entstehens, des Wachsens und aller anderer Abläufe im Leben von Obstbäumen – werden kurz, knackig und spannend erklärt.
Kurz gefasst ein auf jeden Fall empfehlenswertes Buch mit verständlich aufbereitetem, theoretischen Wissen für alle Obstbaumbesitzer:innen. Sowohl für Laien als auch für Profis ist im Buch immer etwas zu finden.
Annekathrin Schmid „Obstbäume verstehen. Was alle Gärtnerinnen und Gärtner wissen sollten“ 128 Seiten, 165 Fotos, 33 Illustrationen Haupt Verlag 2021 ISBN 978-3-258-08218-9.