Welche Unterlagen brauchen wir im Streuobstbau?

Welche Unterlagen brauchen wir im Streuobstbau?

Andreas Spornberger, Institut für Wein- und Obstbau, Universität für Bodenkultur Wien, andreas.spornberger@boku.ac.at

Die Unterlage (der engl. Begriff „rootstock“ ist treffender) ist der Wurzelteil und Wurzelhals eines veredelten Baumes. Die Wahl der Unterlage ermöglicht eine Anpassung an Standort, Boden und Wuchsstärke. Außerdem kann durch die Wahl der richtigen Unterlage die Widerstandfähigkeit z.B. gegenüber Frost, Trockenheit, Nässe und hohen Kalkgehalt, aber auch gegen Krankheiten und Schädlinge beeinflusst werden. Beim Apfel sind dies z.B. Triebsucht, Wurzelkropf, Krebs, Kragenfäule, Blutlaus oder Wühlmäuse. Leider gibt es noch keine Unterlage, die alle Eigenschaften auf sich vereinen kann, aber je nach Standort ist eine breite oder gezielte Widerstandfähigkeit für uns wünschenswert.

Da wir im Streuobst und Agroforst eine sehr lange Lebens- und Nutzungsdauer der Bäume anstreben, benötigen wir Unterlagen mit starkem Wuchs, Frosthärte und einer gute Bodenadaptierung. Aus speziellen Sorten (Tabelle 1) gewonnene Sämlinge, die relativ einheitliche Nachkommen bringen, sind dazu am besten geeignet. Aber auch stark wüchsige Klonunterlagen kommen in Frage, wie beim Apfel die frostharte A2 oder M25, die einen frühen Ertragsbeginn aufweist.

Tabelle 1: Sorten, aus denen Sämlinge als Unterlagen gezogen werden

ApfelGrahams Jubiläum, Bittenfelder Sämling, Roter Trierscher Weinapfel, Antonovka
Birne‘Kirchensaller Mostbirne’, ‘Bartlett’‚ (=’Williams’)
Pflaume‘Myrobalane’, ‘Wangenheim’
Kirsche‘Limburger Vogelkirsche’‚ ‘Alkavo’‚ ‘Dönissens Gelbe Vogelkirsche’
Marille‘Millionär’, ‘Knödelmarille’
Pfirsich‘GF 305’, ‘Montclar’‚ ‘Kernechter vom Vorgebirge’, ‘Roter Ellerstädter’

Es kann durchwegs Sinn machen, aus robusten und lokal angepassten Sorten selbst Unterlagen aus Samen zu ziehen. Damit die Samen ihre natürliche Keimhemmung verlieren, müssen sie stratifiziert werden. Das geht am besten durch Einlegen der Samen in feuchtem Sand (oder Perlit) oder in einer feuchten Küchenrolle in einem kühlen Raum oder Kühlschrank über mehrere Wochen (Abbildung 1). Die gekeimten Pflänzchen werden in Töpfe pikiert und entweder im Glashaus oder im Freiland weiter gezogen bis sie groß genug sind, um ins Freie gepflanzt zu werden.

Abbildung 1: Aufgang von Pfirsichsamen in Sand gefüllten Kisten im Kühlhaus und Apfelsamen auf einer feuchten Küchenrolle in einem luftdicht verschließbaren Gefäß im Kühlschrank stratifiziert

Bei der Birne werden derzeit dringend Alternativen zur ‘Kirchensaller Mostbirne’ gesucht, die weniger anfällig für Birnenverfall sind. Neben zwei neuen robusten Unterlagen (ViruTherm-1 (= Pyrus x michauxii) und ViruTherm-2 (= Pyrus communis-Typ Mosk), die gerade getestet werden sind auch P. calleryana, P. betulifolia, OHF 69 oder 87, Quitte BA 29 und Bäume auf eigener Wurzel (in vitro oder als Langstecklinge vermehrt) im Gespräch. Letztere haben sich gegenüber Feuerbrand als robuster gezeigt als veredelte Bäume und zeigten bisher auf der BOKU bei der Sorte ‘Uta’ im Gegensatz zu Veredelungen auf Kirchensaller Sämling und Fox11 noch keine Baumausfälle durch Birnenverfall.

Weiterführende Links zur Unterlagenwahl und zum Unterlagenbezug (Redaktion)
Ergebnisse & Publikationen Kernobst (Sorten/Unterlagen) Haidegg
http://www.veredeln.info/unterlagen/
Unterlagen Österreich:
https://www.schreiber-baum.at/unterlagen/fur-apfel
http://www.baumschule-schmidt.at/
Unterlagen Deutschland:
https://shop.baumschuleritthaler.de/

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