ILZER ROSENAPFEL
Eine echt steirische Apfelsorte mit dem gewissen Genussfaktor
Thomas Rühmer, Versuchsstation Obst- und Weinbau Haidegg
Die Apfelsorte mit Wurzeln in der Steiermark wird auch unter dem Namen „Ilzer Weinler“ gehandelt. Aus gutem Grund…
Herkunft der Sorte
Der „Ilzer Rosenapfel“ ist ein Zufallssämling aus Ilzberg in der Nähe von Puch bei Weiz in der Oststeiermark und geht auf das Jahr 1840 zurück. Der Herkunftsort liegt also mitten im dichtesten traditionellen Obstbaugebiet der Steiermark. Der Wanderlehrer Koloman Größbauer, der im Jahre 1888 als erster Obstbau-Wanderlehrer vom Land Steiermark eingesetzt wurde, war maßgeblich für die Verbreitung dieser Sorte verantwortlich. Er hat den Ilzer Rosenapfel der Baumschule Stocker in Fürstenfeld empfohlen, die diese vermehrt und innerhalb kürzester Zeit bis über die Bundesländergrenzen hinaus verbreitet haben dürfte. Koloman Größbauer war auch im Landesverein, der als Bezirksobstbauverein Graz-Umgebung 1889 gegründet wurde, als Wanderlehrer tätig. Seine Hauptaktivitäten lagen in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, nach diesem war er ebenso wieder aktiv und im Jahr 1926 bei der Zusammenlegung des Obstbauvereins mit dem Verband der Weinbautreibenden beteiligt.
Die Verbreitung
1910 findet man noch keinen Hinweis auf den Ilzer Rosenapfel im Landes-Normalsortiment für Steiermark, nur 10 Jahre später war sie eine der Hauptsorten in der Steiermark. Ebenfalls sehr viel zur Weiterverbreitung des Ilzer Rosenapfels dürfte der damalige Direktor der Obstbauschule Silberberg DI Franz Schaumayer, der Vater der späteren Nationalbankpräsidentin Dr. Maria Schaumayer, beigetragen haben. Dieser wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs politisch verfolgt und flüchtete, nachdem er aus seinem Amt vom NS-Regime enthoben wurde, in die Schulstadt Fürstenfeld. Dort dürfte er diese Sorte als Wanderlehrer weiterempfohlen haben. Leider blieb ihm nicht viel Zeit dafür, da er nach dem Kriegsdienst in russische Kriegsgefangenschaft geriet.
Die Ausbreitung der San-José-Schildlaus ab Mitte der 1930er Jahre in Österreich hat einer raschen Weiterverbreitung der „Ilzer Rose“ Einhalt geboten. Als eine der wohl anfälligsten Apfelsorten für diesen neuen Schaderreger war es kaum mehr möglich, qualitativ einwandfreie Ware zu produzieren. Eine Verdrängung durch andere, weniger anfällige Sorten war die Folge.
Die Bezeichnungen
Die Namen „Ilzer Rose“ und „Ilzer Weinler“ kommen nicht von ungefähr. Bei guter Ausreifung der Äpfel erreichen die Früchte eine Aromatik, die an Rosenblüten erinnert. Außerdem hat die Sorte eine markant rosarote Deckfarbe. Die Bezeichnung „Weinler“ kommt wohl von der außergewöhnlich guten Eignung für die Herstellung von Apfelwein. Bei Verkostungen von reinsortigen Mosten schneidet „Ilzer Rose“ immer wieder herausragend gut ab.
Sorteneigenschaften
„Ilzer Rose“ reift sehr spät. Die Erntetermine liegen immer nach Mitte Oktober. Erst dort bekommen die Früchte ihre ideale Genussqualität – sowohl für die Verarbeitung als auch für den Frischkonsum. Die Äpfel sind mittel- bis kleinfrüchtig, tragen regelmäßig, bei kleinen Baumformen mit schwachwüchsigen Unterlagen werden die Erträge nicht übermäßig hoch.
Die Ausfärbung sorgt mit durchschnittlich mehr als 90% auch für optisch einwandfreie Äpfel, was die Sorte nicht nur für die Verarbeitung, sondern auch als Tafelapfel interessant macht. Die Äpfel weisen eine hohe Festigkeit mit 9,0 kg/cm² und ansprechende Zuckergehalte mit 13,7°Brix bei harmonischer Säure mit 7,9 g/l auf.
Eine alte Sorte mit viel Potential für Neues
Man könnte also fast sagen, diese steirische Apfelsorte ist es absolut wert, wiederentdeckt zu werden. Sie ist gut lagerfähig, hat eine besondere Aromatik nicht nur im Apfel selbst, sondern auch in daraus entstandenen Produkten und lässt sich relativ gut produzieren. Eine heimische Sorte sowohl für den Streuobstbau als auch für Intensiv-Obstanlagen.