Aktuelle Baumzahlen für den Streuobstbau in Österreich veröffentlicht
Christian Holler
Die Statistik Austria hat vor kurzem die neuesten Bestandsschätzungen zum extensiven Obstbau in Österreich, also die Baumzahlen für den Streuobstanbau, veröffentlicht. Die aktuellen Zahlen sind unter folgendem Link zu finden https://www.statistik.at/fileadmin/pages/163/LandwExtObstbau2020ges.pdf
Aufbauend auf dem landwirtschaftlichen Extensivobstbau gemäß Agrarstrukturhebung 2020, wurde in Zusammenarbeit mit der ARGE Streuobst eine Abschätzung der Gesamtobstbaumzahlen für das Bezugsjahr 2020 vorgenommen. Dies erfolgte unter Berücksichtigung der historischen Entwicklung, regionaler Studien (Kartierungen) sowie der Fachkenntnisse regionaler Experten. Auch die von der Agrarmarkt Austria erfassten punktförmigen Landschaftselemente wurden zu Vergleichszwecken herangezogen. Zentraler Aspekt bei der Ermittlung des Gesamtbestandes war dabei die Abschätzung des landwirtschaftlichen Anteils, dessen Quantifizierung in weiterer Folge den Rückschluss auf den gesamten Baumbestand zulässt.
Um das Jahr 2020 waren in Österreich noch ca. 4,2 Millionen Streuobstbäume von einst rund 35 Mio. um 1930 übrig – also nur mehr ca. 12 % des früheren Baumbestandes.
Das Bundesland mit den meisten Streuobstbäumen ist aktuell Oberösterreich mit etwas über 1 Mio. Bäumen, gefolgt von Niederösterreich mit etwas unter 1 Mio. und der Steiermark mit rund 850.000 Bäumen. Der Bestand in Kärnten und Tirol beläuft sich jeweils auf etwas über 400.000 Bäume, im Burgenland liegt er bei rund 280.000 Bäumen. In Salzburg befinden sich ca. 120.000 Bäume, in Vorarlberg rund 86.000 und in Wien knapp 20.000 extensiv genutzte Obstbäume.
Der Rückgang des gesamten Obstbaumbestandes in den letzten 10 Jahren wird auf 11 % geschätzt, womit eine deutliche Abflachung gegenüber der bisherigen historischen Entwicklung zu verzeichnen ist. Aus aktueller Sicht ist der Baumbestand für 2010 mit ca. 4,7 Mio. Bäumen zu beziffern, der genannte Rückgang bezieht sich auf diese Zahl.
Während in der Landwirtschaft in den letzten 10 Jahren aufgrund von Überalterung, schlechtem Pflegezustand und Rodungen sowie Verlagerung von Flächen in den Privatbereich noch immer durchwegs Rückgänge zu verzeichnen sind, muss am privaten Sektor von deutlich geringeren Einbußen, teilweise sogar von stabilen Verhältnissen ausgegangen werden. Ein besserer Pflegezustand, laufende Nachpflanzungen sowie “Verschiebungen” landwirtschaftlicher Flächen in den privaten Bereich (z.B. durch Betriebsauflassung oder -übergabe) spielen hier eine große Rolle. Andererseits sind gerade im siedlungsnahen Streuobstbau die Bestände durch zunehmende Verbauung gefährdet, da sich diese oft auf gewidmetem Bauland befinden.
Mittlerweile sind österreichweit nur mehr ca. 55 % der Streuobstbäume den landwirtschaftlichen Betrieben zuzurechnen, wobei dieser Anteil in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich ist.
Ein ausführlicher Artikel zu den von Renate Bader (Statistik Austria) und Christian Holler (ARGE Streuobst) durchgeführten Auswertungen und Bestandsschätzungen für 2020, erscheint voraussichtlich Anfang 2023 in den Statistischen Nachrichten der Statistik Austria.