Forschungsprojekt: Perspektiven für den Streuobstanbau im Klimawandel
Das Forschungsprojekt „Perspektiven für den Streuobstanbau im Klimawandel” untersucht die Auswirkungen des Klimawandels auf den Streuobstanbau in Österreich, die notwendigen Anpassungsstrategie bei Sorten- und Standortwahl, Kulturführung und Kulturform sowie die möglichen Beiträge des Streuobstanbaues zu Klimaschutz und Klimawandelanpassung.
Ziel ist es, Perspektiven für den Streuobstbau im Klimawandel aufzuzeigen, unter der Prämisse, dass die Landnutzungsform ihren multifunktionellen Charakter beibehält. Dafür wird der gegenwärtige Kenntnisstand in Wissenschaft und Praxis erhoben, darauf basierend der Forschungsbedarf ermittelt und ein Leitfaden erstellt, der konkrete Empfehlungen, Chancen und Risiken anspricht. Für ausgewählte österreichische Modellregionen werden Klimaszenarien für den Streuobstanbau ausgearbeitet.
Es wird ein partizipativer Forschungsansatz gewählt, auf die Integration von jüngstem Erfahrungswissen wird hoher Wert gelegt. Praxiserprobte Maßnahmen aus klimatisch herausfordernden Regionen sollen erhoben und dokumentiert werden.
Das Forschungsprojekt wird vom Verein Arche Noah in Kooperation mit dem Inst. f. Wein- u. Obstbau der Univ. f. Bodenkultur und dem Ingenieurbüro DI Holler umgesetzt. Das Projektteam besteht aus Bernd Kajtna, Martin Engelmeier, Christian Holler und Andreas Spornberger. Die ARGE Streuobst unterstützt die Projektumsetzung durch die Bereitstellung ihres österreichweiten Netzwerkes.
Das Projekt wird im Rahmen des Klimaforschungsprogramms „StartClim“ vom BM für Bildung, Wissenschaft u. Forschung, vom BM für Klimaschutz, Umwelt, Energie u. Mobilität, dem Klima- u. Energiefonds und dem Land Oberösterreich finanziert.
Klimawandel – Herausforderungen und Chancen für den Streuobstbau
Der Klimawandel beeinflusst das Nutzökosystem Streuobstbau in all seinen Funktionen und Facetten. Streuobstbestände sind sehr langlebig, im Durchschnitt über die Obstarten kann die potentielle Lebenserwartung der Bäume mit ca. 100 Jahren angesetzt werden. Bei Neuanlage und Nachpflanzung muss daher weit vorausschauend geplant und gehandelt werden. Es existiert eine Reihe von Anleitungen für die Anlage und Pflege von Streuobstwiesen. Diese basieren auf historischen Erfahrungen, haben also retrospektiven Charakter. In der Regel fehlen Ausblicke auf künftige Herausforderungen und vorausschauende Maßnahmenvorschläge, um die Streuobstbestände „klimawandelfit“ zu gestalten und zu erhalten.
Beiträge des Streuobstbaus zum Klimaschutz und Klimawandelanpassung sind Kohlenstoffspeicherung, Boden- und, Erosionsschutz, Grundwasser- und Hochwasserschutz, Biodiversitätsleistung, Beschattung und Kühlung. Der ökologische Fußabdruck von Streuobst ist im Vergleich zum intensiven Plantagenobstbau gering.
Ziele des Forschungsprojekts:
1. Zusammenfassung des aktuellen Kenntnisstandes in Forschung und Praxis zu
– bereits beobachteten und zu erwartenden spezifischen Auswirkungen des Klimawandels auf den Streuobstanbau in Österreich (Risiken und Chancen);
– zu den möglichen Maßnahmen zur Klimawandelanpassung im Streuobstanbau;
– zu den möglichen Beiträgen des Streuobstanbaues zur Klimawandelanpassung.
2. Darstellung der offenen Fragen und des weiterführenden Forschungsbedarfs im Hinblick auf die spezifischen Auswirkungen des Klimawandels auf den Streuobstanbau sowie seiner möglichen Beiträge zur Klimawandelanpassung.
3. Erstellung eines aktuellen Leitfadens für die Anlage und Pflege von Streuobstbeständen. Der Leitfaden soll darstellen, durch welche Maßnahmen das Ziel langlebiger, nachhaltig funktionsfähiger, multifunktionaler Streuobstbestände erreicht werden kann. Die spezifischen Herausforderungen des Klimawandels – soweit diese bereits erfasst werden können – sollen dabei berücksichtigt werden, sowie mögliche Risikofaktoren für die Zielerreichung aber auch Chancen, die sich aus dem Klimawandel ergeben, aufzeigen. Der Leitfaden wird voraussichtlich bis zum Sommer 2024 vorliegen.
4. Ausarbeitung von Klimaszenarien für den Streuobstanbau in drei ausgewählten österreichischen Modellregionen. Die Auswahl der Modellregionen bildet die Bandbreite der unterschiedlichen naturräumlichen Voraussetzungen für den Streuobstanbau in Österreich ab. Die Szenarien stellen die zu erwartenden regionalen Änderungen von für den Streuobstanbau relevanten Klimaelementen und deren mögliche Folgen für die Kulturform dar. Die Szenarien werden in den Regionen vorgestellt und die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen mit den lokalen Streuobstakteuren diskutiert.
Partizipativer Forschungsansatz und Einbeziehung von Praxiswissen
Es wird ein partizipativer Forschungsansatz gewählt, in dem Praktiker:innen mit ihrem vielfältigen lokalen Know-how einbezogen werden. Durch „Farmer Science“ generiertes Wissen fließt in den Forschungsprozess ein. Mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit des Anbausystems werden althergebrachte Traditionen und Praktiken hinterfragt. Dies schafft die Voraussetzungen, um jüngstes Erfahrungswissen zu integrieren, innovative Lösungen einzubeziehen und den Fokus auf zukünftige Entwicklungen, statt allein auf die Tradition zu richten. Neue und innovative Techniken sowie verworfene und vergessene Traditionen können Lösungen darstellen. Das Wissen aus anderen Forschungsfeldern und Disziplinen sowie aus verwandten Anbausystemen wie der Agroforstwirtschaft, kann helfen neue Lösungen zu finden.